Musik erklingt im alten Kloster

Kölner Stadt-Anzeiger, Ausgabe Rhein-Erft vom 13.01.2006

Gemeinde fand neuen Mieter
Die Eröffnung soll im Frühjahr sein, derzeit wird noch umgebaut.

VON BIRGIT LEHMANN
Hürth – Im Inneren haben die Handwerker das Sagen. Mehr als ein Jahr hat das alte Kloster in Alt-Hürth leergestanden. Nun hat die Pfarrgemeinde St. Katharina einen neuen Mieter gefunden. Drinnen werden elektrische Leitungen verlegt, damit im Frühjahr eine Musikschule dort eröffnen kann.
Vor über einem Jahr war die ambulante Dialysestation aus dem ehemaligen Kloster ausgezogen. Mehr als 20 Jahre lang waren dort nierenkranke Menschen behandelt worden, dann bauten die Ärzte neben dem Sana-Krankenhaus in Hermülheim eine neue Station. Seither stand das denkmalgeschützte Gebäude in Alt-Hürth leer. Über 400 Quadratmeter Raum, verteilt über zwei Ebenen, darunter viele kleine Zimmer, suchten einen Nutzer. Doch einen Nachmieter zu finden war nicht einfach. Bis Michael Schumacher Interesse anmeldete. Der 35-Jährige wohnt in Fischenich und arbeitet bei der Kreismusikschule in Bitburg.

Friseurbesuch
„Ich fahre jeden Tag 300 Kilometer. Die weite Strecke ist mir ohnehin zu viel, ich suchte nach einer Alternative.“ Durch Zufall wurde er auf die Immobilie aufmerksam: Er war beim Friseur gegenüber dem ehemaligen Kloster. Bei einer Besichtigung entstand vor seinem inneren Auge rasch die Vorstellung einer eigenen Musikschule. Die vielen kleinen Räume seien ideal für Einzelunterricht, so Schumacher, und das ehemalige Kirchenschiff sei geeignet, um dort Konzerte zu geben. Unterrichten wird er gemeinsam mit seiner Kollegin Sabine Schmidt (23), die derzeit noch Instrumentalpädagogik in Osnabrück studiert. Die beiden Musiklehrer wollen Unterricht für Blasinstrumente, Gitarre, Schlagzeug und musikalische Früherziehung anbieten. „Auf Anfrage werden wir auch Unterricht für andere Instrumente organisieren“, so Schumacher. Geplant sind daneben Konzerte für Kammermusik und Ausstellungen in den Räumen.
„Uns hat das Konzept überzeugt“, sagt Bernhard Vosen, stellvertretender Vorsitzender des Kirchenvorstandes. „Wir finden es wichtig, dass hier junge Menschen gefördert werden sollen.“ 67 000 Euro investiert die Kirchengemeinde in die Renovierung des Hauses. Davon werden Fenster erneuert und der Fußboden im Erdgeschoss ausgetauscht. Die Schönheitsreparaturen übernehmen die neuen Mieter.
Bei der alten Pfarrkirche handelt es sich um die älteste noch erhaltene Kirche in Hürth, berichtet Vosen. 1659 wurde dort ein Kloster eingerichtet, bis in die 70er Jahre hinein lebten dort Missionsschwestern vom Heiligsten Herzen Jesu, auch ein Kindergarten und das Stadtarchiv waren dort zeitweilig untergebracht.

"Musik erklingt im alten Kloster", KStA 13.01.2007